Vorfreude:
Stef (GS1200) und Christoph (GS700) wollen vom Sonntag, 20.8 bis Samstag, 26.8. nicht Geld sehen sondern Kies und Steine! Mit der Assietta-Kammstrasse, dem Monte Jafferau, dem Col de Sommeiller, der Maira Stura Kammstrasse, der Ligurischen Grenzkammstrasse und dem Col du Parpaillon hoffen wir auf den Ritterschlag für Gross-Enduros. Dranbleiben!

Reisebericht
Es ist vollbracht! In einem Gebiet, welches von Kurven, engen Strassen, Pässen, Schluchten und natürlich von unbefestigten Strassen nur so strotzt, haben wir eine erlebnisreiche, anstrengende und lehrreiche Woche auf dem Motorrad erlebt. Wir berichten:

Sonntag, 20. August 2017
Treffpunkt Gunzgen-Nord, Zeit: 12:00, Ziel Martigny, Strecke Autobahn. Weiter über die beiden Bernardos und Richtung Col de l’Iseran. Erste Station Tignes les Brévières. Einzige Gäste im Hotel und gutes Essen im einzig offenen Restaurant. Wetter: schön

Montag, 21. August 2017
Zwei Trainings in Hechlingen, ein Luftdruckkompressor im Gepäck und der unbändige Wille diese Klassiker der Schotterwelt zu bezwingen sind die Voraussetzungen für unseren frühen Start auf geteerten Strassen. Einfahren zum Col de l’Iseran und kurvlich grüsst das Murmeltier, Col du Mont Cenis und hinunter nach Susa. Start unseres Schotterauftaktes zur Assietta-Kammstrasse. Auf dem Navi erscheint ein Röntgenbild einer bevorstehenden Magen-Darm-Operation, äh nein, das sind die Kurven zum Colle delle Finestre. Und dann, kein Empfangskomitee, keine Cheerleaderinnen und schon gar kein Publikum, einfach Teer -> kein Teer. Das Gebiet ist gut gekennzeichnet und auch bevölkert von Bikern, Autos und Wanderern. Die Strasse bis nach Sestriere ist gut machbar. Wetter und Aussichten: genial.

Der Einstieg ist gelungen und wir fahren Richtung Oulx, um uns den Monte Jafferau vorzunehmen. In den einschlägigen Foren wird von der Fahrt durch den Einsturz gefährdeten Tunnel gewarnt und es sind auch entsprechende Verbotstafeln aufgestellt. Wir entscheiden uns für den Weg von Savoulx aus. Die Strecke ist klar anspruchsvoller mit engen sandigen und zum Teil grobschotterigen Kurven. Auch ein gerissenes Schaf liegt mitten auf der Strasse. So ziehen wir Kehre für Kehre hoch und merken irgendwann, dass Reifenspuren fehlen, so kehren wir zum letzten Abzweiger zurück und fahren in die andere Richtung. Wir kommen stolz oben an, nichts ahnend, dass uns der schwerste Teil noch bevorsteht. Die steile Abfahrt quer über die Skipiste auf engen Schotterstrassen runter nach Bardonecchia. Ich ziehe alle verfügbaren Hebel an der F700 und rutsche und holpere Stück für Stück hinunter. Ohne die Ãœberwindung in Hechlingen wären wir vielleicht …

Wir haben noch Kontakt zu Ernst von Training-Reisen und checken am frühen Nachmittag in dasselbe Hotel ein. Wir entscheiden uns gegen den Col du Sommeiller. Die verbleibende Zeit, die Kraftreserven und die Erinnerung an die Skipiste lassen uns vernünftig werden und wir haben einen Grund wiederzukommen. Wetter und Aussichten: aussergewöhnlich

An dieser Stelle nochmals danke an Stefan vom Team Ernst für den formidablen Kettenservice an meinem Zahnradbähnchen.

Dienstag, 22. August 2017
Die etwas weniger bekannte Maira-Stura-Kammstrasse steht heute auf dem Programm mit dem Ziel so nah wie möglich an die Ligurische Grenzkammstrasse zu fahren.

Wir fahren nebenbei auch noch ein paar klassische Alpenpässe wie den Col d’Izoard oder den Colle dell’Agnello, welcher mit einer wunderschönen Landschaft zur Passhöhe auf 2750m überzeugt. Kaum im Tal angekommen geht es gleich rechts hoch zum Col di Sampéyre und via SP104 nach Ponte Marmora. Kurvenparadies trifft es nur annähernd.

Für die Maira-Stura habe ich mir die Route als Track heruntergeladen, doch mein Navi zeigt hier seine Grenzen. Der Satellit findet nichts und so fahren wir gemäss Navi mitten in der steilen Felswand rechts von mir. Weiter oben dann die Anzeige, dass ich nur noch 4994 km bis zum Ziel habe und die vorgezeichnete Strecke sich verläuft oder besser verfährt. Doch wir finden den Einstieg über Pian Preit, Dank einer Auskunft eines Jeep-Fahrers und dem einzigen Weg in die Höhe zum Passo Gardetta (beim Agriturismo La Meja rechts hoch). Auch diese Strecke ist anspruchsvoller als die Assietta und beschreibt einen Drei-Viertel-Kreis zum Col di Valcavera. Wetter und Aussichten: überwältigend. Wir erreichen am späteren Nachmittag unser geplantes Tagesziel in Limone Piemonte.

Mittwoch, 23. August 2017
Heute steht das Herzstück auf dem Programm: die ligurische Grenzkammstrasse (LGKS) ist inzwischen mautpflichtig und sicherlich nicht mehr so eine Herausforderung, aber die Legende lebt. Wir treffen per Zufall auf die Truppe von Ernst und schliessen uns den Jungs an. Auf youtube sind hunderte Videos hochgeladen, doch das Gebiet, die Strassen und die Faszination selber zu spüren ist beeindruckend. Der LGKS Nordteil ist gut befahrbar, spannend und herausfordernd wird der Südteil nach der zweiten Kontrollschranke. Die Fahrt zum Passo die Tanarello ist bis jetzt die anstrengendste Auffahrt. Wir entscheiden uns für eine Weiterfahrt ins französische La Brigue und fahren auf festem Untergrund bis nach Sospel. Den Schlussteil der LGKS sparen wir uns auf. Wetter und Aussichten: traumhaft.

In Sospel finden wir in der Auberge Provençale eine wunderbare Unterkunft und mit dem Speed Triple Fahrer Micha genügend Gesprächsstoff rund um Benzin und Gummi.

Donnerstag, 24. August 2017
Der Abschluss vom Schotterteil endet im Tunnel. Der Col du Parpaillon mit seinem berühmten Gipfeltunnel steht als letzte Schotterherausforderung auf dem Programm. Doch zuerst verspeisen wir Col de Turini, Col St. Martin und den Col de la Cayolle bis Barcelonnette. Und schon kommen Erinnerungen an vergangene Touren in dieser Gegend hoch. Wolken ziehen auf und im Gebiet des Parpaillon sieht es nach Regen aus. Wir bekommen den Tunnelblick und fahren weiter. Der letzte Teil der Strecke ist vom Regen begleitet und es rutscht etwas mehr als die letzten Tage, doch bald darauf trocknet die Strecke ab. In ein dunkles Loch zu fahren, in dem der Boden glänzt und schlammig und das Ende zuerst nicht zu sehen ist, hat durchaus etwas von einer kleinen Mutprobe. Die Abfahrt nach Embrun ist dann gut fahrbar. Wetter: war schon besser, Aussichten: weiterhin traumhaft.

Freitag und Samstag, 25. und 26. August 2017
Ab heute kein Schotter mehr, dafür umso mehr Pässe und Kurven. Via Gap, Col des Rioupes, Col d’ Ornon, Col du Glandon!!, Col de la Madelaine via Albertville nach Annecy lässt uns auch wieder von befestigten Strassen träumen. Am Samstag nutzen wir die Chance und fahren die Zufahrt zum Semnoz hin und zurück (D41) und am Schluss gönnen wir uns die Traumstrasse mit atemberaubender Aussicht über den Col de la Croisette (von Cruseilles nach Monnetier-Mornex D41A). Ein Muss! Ab Genf geht es auf die Autobahn. Wetter und Aussichten: siehe Sonntag bis Mittwoch.

Wir haben viel erlebt und gesehen, sicherlich nicht alles aufgeschrieben. Wer Lust hat sollte sich solch ein Abenteuer gönnen, eine gute Vorbereitung kann sicher nicht schaden. Wir werden wieder in diesem Gebiet anzutreffen zu sein. Bis dann.

Bildergalerie

Führ mich zum Schotter