17.07.16
Die Smart-mit-Tempomat Tour
Abgelegt unter Motorradtouren ::Eckdaten der Tour
Sonntag, 19. Juni bis Samstag, 9. Juli
Österreich, Slowakei, Tschechien, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Finnland, Schweden, Dänemark und Deutschland
Distanz: 6250 km
Besuchte Städte: Krakau, Riga, Helsinki, Kuopio, Oulu, Jokkmokk, Umea, Stockholm, Karlskrona und Hamburg
1 Elch
2 Handvoll Rentiere
Montag, 20. Juni
Wir kommen pünktlich um 7:28 in Wien an. Wir verabschieden uns, ich packe mein Moped und fahre bei Regen los. Knapp 2 Stunden später hört es langsam auf und die Strassen werden je östlicher desto trockener. Es ist heute alles dabei, kurvige Strecken, Tempomatstrecken, Wind, Regen, Sonne und aller Gattung Landschaften. Am Nachmittag habe ich eine kurze Krise, ein Halt, ein Snickers und die Krise ist gegessen. Ich komme vor 6 in Krakau an, stelle mein Fünfliber auf einen bewachten Parkplatz beim Krakauer Theater (40 Zloty), dusche und mache mich auf Erkundungstour. Später esse ich einem Tipp des Reiseführers folgend zu Abend. Borschtsch, Piroggen, ein lokales Bier und ein fluffiger Cheesecake zum Abschluss für 50 Zloty. Das Hotelzimmer ist wunderbar, das Hotel sehr zentral gelegen und ich geniesse den Touristenflair dieser Stadt.
Dienstag, 21. Juni
Tolles Frühstück, mit viel Auswahl. Heute heisst es geradeaus Fahren und von Kuppe zu Kuppe. Das gilt für die Hauptverkehrsadern auf dem Weg in den Norden. Ich habe aber auch ein paar Nebenstrasse mit mehr Kurven … musste das Schreiben für einen kurzen Regenspritzer auf dem Campingplatz unterbrechen … jetzt zwitschert es wieder und die Sonne scheint … eingeplant, diese waren jedoch auch um einiges holpriger, aber Telelever sei Dank. Störche, viel Mohn, weite Felder, Dörfer mit Villen, aber auch eher heruntergekommene Bereiche, Leute die an der Strasse Pilze und Beeren verkauften und immer wieder mächtige Landbeizen, fast im nirgendwo, es war alles dabei quer durch Polen. Jetzt bin ich zum ersten Mal im Zelt, zweimal kurzer Regen, Wind, aber das Zelt hält. Der Camping liegt idyllisch an einem kleinen See und es hat nur deutsche Camper hier, sowas. Bald ist Nachtruhe und ich bin auf die erste Zeltnacht gespannt. Schlafsack hat ja schon Erfahrungen vor 11 Jahren im Norden gesammelt.
Mittwoch, 22. Juni
Ich habe die frühmorgendliche Kühle im Zelt unterschätzt, musste mich nochmals dick einpacken. Am Morgen war noch alles leicht nass, doch die Sonne stand schon früh am Himmel und half trocknen. Heute die längste Tour mit rund 530 km. Quer durch die Masuren, erinnerte zeitweilig an das Auenland, eine Gegend in der es sich lohnt länger zu bleiben. Es war schon etwas aufregend, als ich mich der russischen Grenze näherte, aber dank Schengen war die Grenze zwischen Polen und Litauen kein Problem. Es mehren sich die langen Geraden mit Tempomat, danke dafür. Immer wieder fantastisch die Weiten, Felder, Dörfer und das zum Teil sehr typische Menschenbild. Tipp: Immer den vollen Namen für den Campingplatz aufschreiben, denn nur so findest Du den richtigen. Zelt aufgestellt und ab an den Strand, schöner Spaziergang mit Bier und frittierten Brotsticks mit Knobli als Abschluss. Gemäss Barfrau bin ich der erste Schweizer in ihrer Bude, der sich auch zu erkennen gibt.
Donnerstag, 23. Juni
Ich fuhr da, dann fuhr ich weiter, wieder da, dann dort … auf die Zeit etwas langweilig, obwohl es grundsätzlich nicht falsch ist, was ich mache. Darum gibt es ab jetzt die Geschichte des Tages, wenn es denn eine gibt.
Geschichte des Tages
Die Strecke zwischen Ventspils und Kolka ist so ca. 70 km, eine Gerade löst die andere ab und ab und zu gibt es eine gekrümmte Gerade. Ich also mit dem 90er Tempomat unterwegs und denke, hier ist das Ende der Welt, gut, da hat jemand noch eine Strasse gebaut, aber was solls, Wunder geschehen. Die Strasse flimmert von der Sonne und plötzlich sehe ich weit hinten etwas Rotes und tatsächlich im absoluten Nirgendwo ein Ehepaar mit Sack und Pack auf den Velos. Zuerst wollte ich anhalten und sie fragen, ob ich sie mitnehmen kann, aufmuntern oder wenigsten etwas zu Trinken anbieten, aber da waren Sie schon wieder im Rückspiegel. Entweder die sind nach dieser Tour für immer getrennt oder es hält auf ewig.
Gefahren bin ich ja trotzdem, schön der Ostsee entlang bis zum nördlichsten Zipfel von Lettland und dann zurück nach Riga. Es ist Mittsommer, die Leute kaufen ein, pflücken Blumen, werfen den Grill an und geniessen das tolle Sommerwetter. Der Gegenverkehr aus Riga aufs Land war beeindruckend. Tipp: Bei Gegenverkehr immer eher rechts fahren, es wird überholt. Dank Navi, Tempomat und hoffentlich guter Planung finde ich das Two Wheels auf anhieb. Riga ist zauberhaft oder war es das Bier, die Sonne, die Wärme, die Müdigkeit? Ausklang am Mittsommerfest am Fluss (Daugava).
Freitag, 24. Juni (Feiertag)
Ruhetag. Gemütlich frühstücken, PC-Arbeiten, kurze Wäsche und dann nach Riga. Kaffee trinken, flanieren, im Buch lesen. Zurück zum Hotel, lokales Bierchen, eine Mütze Schlaf und auf den Abend wieder zurück nach Riga (an Feiertagen ist der öffentliche Verkehr gratis). Der erste töfffreie Tag bei sommerlichem Wetter. Am lokalen Markt gab es Erdbeeren, Qualität Marmelade, für 1 Euro das Kilo. Wobei Riga normale Preise hat, da war Polen klar günstiger.
Samstag, 25. Juni
Riga, 9:30, 27 Grad, Sonne … und der Helm sitzt. Schnell bin ich wieder an der Ostseeküste und geniesse den Wind bei hohen Temperaturen. Ich habe um 16:30 die Fähre nach Helsinki gebucht und so kann ich an einem der grössten Strände in Pärnu noch einen Schwumm in der Ostsee mache. Überraschend warm das Wasser, aber nachher in der Töffmontur ist die Abkühlung schnell weg, es braucht Fahrtwind. Es geht bis Tallinn flach weiter und ich bin rechtzeitig am Fährhafen. Kurzes Geplauder mit anderen Töfffahrern. Es ist für mich überraschend, es hat viele finnische Moped unterwegs. Die Überfahrt versuche ich immer wieder ins Wifi vom Schiff zu kommen für das Achtefinale, bis zum 1:1 bekomme ich immer was mit. Auch in Helsinki ist das Wetter prächtig. Mein Navi bringt mit in einem Zug zum Hotel. Duschen und ab in die Stadt. Später noch zu den Leningrad Cowboys (Restaurant Zetor) für einen feinen Znacht.
Sonntag, 26. Juni
Es geht ins finnische Seenland. Zuerst nach Porvoo und dort direkt am Fluss einen Kaffee. Weiter geht es zwischen Wäldern, einzelnen herausgeputzten Häusern und natürlich an vielen Seen vorbei. Die Strecke enthält auch eine Strecke ohne Belag. So vergeht die Zeit im Fluge und ich lande in Kuopio im bisher nobelsten Camping Rauhalahti. Zelt aufstellen, frisch machen und mit dem Bus in die Stadt. In Helsinki war Feiertag und heute ist Sonntag. Schlussendlich nicht viel los. Lustig ist nur, was ich bei der Fahrt nach Riga erlebte, die Leute fahren aufs Land, ist heute umgekehrt, die Finnen fahren alle wieder zurück in die Stadt, zum Teil in einem zusammenhängenden Autocorso.
Geschichte vom Elch, Moose, Elk oder Alkaa
Der Elch ist wahrscheinlich das auf Verkehrsschildern meist aufgedruckte Tier. Und nicht nur das, regelmässig heisst es dort, in 1, 2, 3, 5 oder 8 km sollen Elche die Strasse überqueren. Quatsch, noch nie einen gesehen. Es gibt zwei Gründe, entweder sind die Elche vom Tourismus unterbezahlt oder die haben keinen Bock. Ich tippe auf zweitens. So beachte ich die Schilder gar nicht mehr.
Montag, 27. Juni
Es geht immer weiter in längere Tage und diesmal nähere ich mich wieder der russischen Grenze, Kuhmo ist der östlichste Punkt meiner Reise. Da das Wetter schlechter werden soll, habe ich mir in Oulu ein Hotelzimmer gemietet und für die nächsten 2 Nächte in Jokkmokk (nördlichstes Ziel) auch. Was mir auffällt, in allen Supermarkets oder Tankstellenshops hat es Spielautomaten in Finnland. Und es gibt in regelmässigen Abständen sogenannte Muscle Cars, die Scheppern und Röhren, aber immer mit stolzen Besitzern.
Dienstag, 28. Juni
Die Entscheidung für das Hotelzimmer war richtig. So konnte ich den morgendlichen Regen gemütlich beim Frühstücken beginnen. Die Tage sind ja lang … sehr lang … und das Hotel in Jokkmokk ist reserviert, ich bin also nicht in Eile. Zuerst der Küste entlang, es kommt doch nochmals Regen auf und an einer Tankstelle treffe ich ein österreichisches Ehepaar. Die waren am Nordkap, konnten aber aufgrund des dichten Nebels nicht abschliessend sagen, ob sie dort waren oder nicht. Nach dem Grenzübertritt nach Schweden führt mich meine Tour auf unbefestigte Strassen, wobei, die Strassen sind von den Holzlastern platt gemacht und es hat vereinzelt Kieselsteine, also kein Ding. Zum ersten Mal bin jetzt ca. 120 km unterwegs und ausser in einem Dorf, keine sichtbare Menschenseele, dafür zweimal Rentiere. Ich könnte stundenlang so fahren.
Donnerstag, 30. Juni
Das Verhältnis unbefestigt : befestigt = 40:60. Es war wieder eine abwechslungsreiche Tour mit dem Abenteuer beim Bahnübergang. Lustigerweise war die gefährlichste Strecke eine Baustelle mit grobem und lockerem Schotter, aber mein Fünfliber hat ja den Elch approved.
Geschichte von der Elchkuh
Es ist wahr, ich habe ein Elch in Schweden gesehen und nehme alles was ich bis jetzt gesagt habe zurück. Wiedereinmal ist nur die Rückansicht zu sehen, aber hier in Echtzeit wie es dazu kam:
Tempomat rund 90 km/h
leichte Kuppe mit Linkskurve
links eine freie Fläche mit umgestürzten Bäumen und Baumstrünken
Es bewegt sich etwas
Es ist ein Tier
Es ist kein Rentier
Es ist ein Elch
Ein Elch, Ein Elch, Ein Elch
Bremsen
Handschuhe ausziehen
Nein, geht schneller
Problemakku muss am Gerät bestätigt werden, geht nicht
in dieser Zeit zoome ich mit der anderen Hand auf irgendeine Grasnarbe
Elch wird es zu dumm und verschwindet im Wald
Kamera für Aufnahme bereit.
Elch wird gefilmt!
Freitag, 1. Juli
Da in meinem geplanten Tourgebiet am Freitag und Samstag Regen vorausgesagt wurde, habe ich mich für eine Überführungsetappe von rund 630 km zwischen Umea und Stockholm auf der Autobahn des Nordens E4, wobei dies eine Mischung aus Landstrasse, Autostrasse und -bahn ist und immer wieder an wunderschönen Seenlandschaften, tiefen Wäldern und unzähligen Elchen auf Verkehrschildern vorbeiführt, entschieden. So habe ich einen Tag mehr in Stockholm, was ja grundsätzlich keine schlechte Voraussetzung ist. Der Verkehr in Stockholm selber ist der Horror, nicht nur dass sehr viel gebaut wird, Sanierung wichtiger Tunnels, auch sind so gewisse Abzweiger gesperrt, was dass navigieren nicht vereinfacht. Am Schluss hat ein kleiner Schwencker bei 4 möglichen Ausfahrten dazugeführt, dass ich fast wieder am Anfang gelandet bin. Zum Glück aber mit Motorrad, was doch ein paar Vorteile im Stadtverkehr mit sich bringt.
Montag, 4. Juli
Heute heisst es Abschied nehmen von Stockholm. Es geht über die Autobahn raus. Da, leider Stau, ich nehme den nächsten Abzweiger und zwinge das Navi solange mit falsch fahren, bis es mich wieder auf die richtige Spur bringt. Oh Wunder, viele Kurven und als Krönung eine kurze Fährenfahrt (gratis). Es war Blinkerwetter, das heisst: es regnet - es regnet nicht - es regnet - es regnet nicht usw. A propos Regen, es gibt zwei Arten, die mögen wir Töfffahrer nicht. Der Baustellenregen: Grössere Baustelle, lange Wartezeit an der Ampel (rot), es beginnt zu regnen, vor und nach der Baustelle ist die Strasse meist trocken. Der Umleitungsregen: Die Wolken ziehen auf, die Streckenführung passt und zack - eine Umleitung und schnurstracks fährt man in den Wolkenbruch. Es war heute auch wieder etwas unbefestigte Strasse dabei und über 100 km am Vättern-See entlang nach Jönköping!
Dienstag, 5. Juli
Die Geschichte vom Zündhölzli
Nein, nicht Mani Matter, sondern das weltweit einzige Zündhölzli-Musuem (Tändstickor) in Jönköping habe ich heute Morgen besucht. In Jönköping wurde das Sicherheitszündhölzli erfunden, vorher bestand immer die Gefahr der Selbstentzündung und es war giftig. Diese Erfindung 1855 führte zu einer wunderbaren Industrialisierungsgeschichte und diese Zündölzli werden auch heute noch so verwendet. Ein spannender Besuch und am Schluss doch etwas Mani Matter (Zündhölzli).
Donnerstag, 7. Juli
Anstelle von zwei Etappen nach Hamburg habe ich mich für eine Etappe direkt nach Hamburg entschieden, um so noch einen gemütlichen Tag in Hamburg zu verbringen. Das heisst im Grossen und Ganzen E22 (ähnlich wie die E4). Höhepunkt die Öresundbrücke, dann noch die Fähre nach Puttgarden, mit einem Rutsch durch drei Länder und natürlich Tempomat. Am Abend dann Schland gegen Les Bleus in der Bullerei (Schanzenviertel). Die Sendung von Tim Mälzer “Kitchen impossible” brachte mich zu Ekstedt, so war es nur mehr als Recht einen Gegenbesuch abzustatten. Und plötzlich geht es schnell, da war doch noch Polarkreis, Riga, Stockholm und jetzt ist der nächste Punkt der Autoreisezug nach Hause.
Freitag, 8. Juli
Kurzwatscheltag in Hamburg. Start im Schanzenviertel, Speicherstadt, Jungfernstieg, Planten on Blomen, Fernsehturm und Altes Mädchen. Inzwischen regnet es. Pünktlich zur Fahrt zum Reisezug kommt aber die Sonne. Mit Bernern und Baslern verkürzen wir uns die Wartezeit bis zum Verladen. Dänisches Familientreffen in der Provence und somit fast nur Dänen, ein paar Schweden und der Rest Schweizer Töfffahrer im Zug.
Samstag, 9. Juli
Rückfahrt von Lörrach.
Unterkünfte
Krakau:
Super zentral gelegen. Schöne Zimmer. Krakau eine tolle Stadt!
Allenstein:
Sehr idyllisch gelegen. Keine Lebensmittelinfrastruktur.
Klaipeda:
Im Wald gelegen. 500m zum wunderbaren Strand.
Riga:
Motorradhotel, für mich ein Muss. Riga eine tolle Stadt!
Helsinki:
Sehr zentral gelegen. Tolles Frühstück. Helsinki hat sich mir nicht auf den ersten Blick erschlossen.
Kuopio:
Gehobener Campingplatz. Busfahrt nach Kuopio. Wunderbar am See.
Oulu:
Beeindruckendes Hotel und ausgiebiges Frühstück
Jokkmokk:
Kasernencharme, aber wunderbar am See und gutes Restaurant. Nicht soviel Auswahl vor Ort.
Umea:
Ein Highlight, nicht nur wegen den Receptionistinnen. Gebäude aus dem 1895.
Stockholm:
Im Hip-Viertel Södermalm (SoFo). Etwas sehr kleines Einzelzimmer. Tolle Lage.
Karlskrona:
Einer der beliebtesten Camping in Schweden. Eigentlich kein Camping mehr im eigentlichen Sinn. Ansonsten 1. Qualität.
Hamburg:
Etwas versteckt, aber mitten im Szenenviertel Schanze. Sehr gute Lage und sehr herzlich.
Autoreiszüge: Gute Möglichkeit “Schlafen” und Reisen zu verbinden.
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